Analyse von Kurzantwort-Fragen
Für Kurzantwort-Fragen existieren in Lektionen zwei unterschiedliche Analyse-Instrumente für die Auswertung der Teilnehmereingaben: eine einfache Analyse sowie eine erweiterte Analyse mit Auswertung regulärer Ausdrücke. Voreingestellt ist die einfache Analyse, und diese wird auch für Kurzantwort-Fragen in Tests verwendet. Die erweiterte Analyse mit Auswertung regulärer Ausdrücke kann verwendet werden, wenn es als Plugin von der Moodle-Administration installiert wurde, und beim Einfügen einer Kurzantwort-Frageseite die Checkbox Erweiterte Antwortanalyse angeklickt wird.
Achtung: Die erweiterte Antwortanalyse steht nicht für Kurzantwort-Fragen in Tests zur Verfügung!
Einfache Analyse
Bei dieser Standardanalyse wird die Groß-/Kleinschreibung ignoriert, und der Trainer kann in seinen möglichen Antwortvorgaben das Asterisk-Zeichen * als Jokerzeichen verwenden. Der Auswertungsprozess geht alle Antworten in der vom Trainer angegebenen Reihenfolge durch, und sobald eine Übereinstimmung mit der Eingabe des Teilnehmers gefunden wurde, bricht der Prozess ab.
Das Asterisk-Zeichen steht für eine beliebige Folge von Zeichen (inklusive der leeren Zeichenkette). Z.B. die Antwortvorgabe "tief*" liefert eine Übereinstimmung mit folgenden Teilnehmereingaben: "tief", "tiefer", "tiefster", aber auch mit "tief wie der See", "tiefer als tief" oder "tiefseetauchen". Wenn der Trainer die Antworten "tiefster", "tief*", "*" (in dieser Reihenfolge) angegeben hat, dann findet der Prozess bei der Teilnehmereingabe "tiefer" eine Übereinstimmung mit der zweiten Antwort und stoppt an dieser Stelle. Die dritte Antwort "*" wird nicht mehr geprüft (obwohl sie auch eine Übereinstimmung liefert).
Die Antwortvorgabe "*" stimmt mit jeder beliebigen Teilnehmereingabe überein. Deshalb sollte diese Antwort stets als letzte vorgegeben werden, um alle falschen Teilnehmereingaben "abzufangen". Sie sollten diese Antwort insbesondere dann verwenden, wenn Sie ein eigenes Feedback für falsche Antworten anstelle des Standardfeedbacks Falsch geben möchten.
Wenn Jokerzeichen nötig sind, wird ausdrücklich die erweiterte Antwortanalyse mit Auswertung regulärer Ausdrücke empfohlen!
Erweiterte Antwortanalyse
Mit diesem System steht Ihnen ein mächtigeres, aber auch komplizierteres System zur Auswertung der Teilnehmereingaben zur Verfügung. Eine Einführung zu regulären Ausdrücken finden Sie auf den Websites von Zend bzw. Joseph Rezeau.
Richtige Antwort
Es ist praktisch unmöglich, vollständige Beispiele zu der Riesenmenge an Möglichkeiten zu geben, die die erweiterte Antwortanalyse bietet. Deshalb zeigen wir hier nur einige Varianten.
Beispiel 1: Angenommen, Ihre Frage lautet: "Was sind die Farben der französischen Flagge?"
Als Antwort 1 geben Sie folgenden regulären Ausdruck ein: "blau, weiß(,| und) rot/i". Dieser Ausdruck stimmt mit jeder der folgenden vier Teilnehmereingaben überein:
- blau, weiß, rot
- blau, weiß und rot
- Blau, weiß, rot
- Blau, weiß und rot
Hinweis: Standardmäßig wird bei regulären Ausdrücken die Groß-/Kleinschreibung berücksichtigt. Wenn Sie die Groß-/Kleinschreibung ignorieren möchten, dann müssen Sie wie im obigen Beispiel den Parameter "/i" an das Ende Ihres Ausdrucks anhängen.
Beispiel 2: Angenommen, Ihre Frage lautet: "Was ist blau oder rot oder gelb?"
Als Antwort 1 geben Sie folgenden regulären Ausdruck ein: "(|Das sind ) Farben?". Dieser Ausdruck stimmt mit jeder der folgenden drei Teilnehmereingaben überein:
- Farbe
- Farben
- Das sind Farben
Hinweis: Die Zeichenkette "(|Das sind )" am Anfang des regulären Ausdrucks stimmt mit der leeren Zeichenkette oder mit "Das sind " (beachten Sie das Leerzeichen nach "sind"!) überein. Das Fragezeichen ? bedeutet, dass das davor stehende Zeichen nicht oder genau einmal vorkommt. So könnte man z.B. auch mit "colou?r" die englische ("colour") und die amerikanische ("color) Schreibweise in einem regulären Ausdruck beschreiben.
Beispiel 3: Angenommen, Ihre Aufgabe lautet: "Nennen Sie ein Tier mit vier Buchstaben, bei dem in der Mitte ein "au" steht!"
Als Antwort 1 geben Sie folgenden regulären Ausdruck ein: "[LM]aus". Dieser Ausdruck stimmt mit folgenden Teilnehmereingaben überein:
- Laus
- Maus
Fehlende Zeichen oder Wörter entdecken
Mit regulären Ausdrücken allein kann man keine fehlenden Zeichen "entdecken". Deshalb müssen Sie in Ihrer Antwortvorgabe ein bisschen "programmieren". Wenn eine Antwortvorgabe mit einem doppelten Bindestrich "--" beginnt, dann wird die Teilnehmereingabe dahingehend analysiert, ob die nach dem Doppelbindestrich stehende Zeichenkette in der Eingabe vorhanden ist oder nicht. Wenn ja, wird die Teilnehmereingabe als richtig gewertet, wenn nicht, wird die Teilnehmereingabe als falsch gewertet und das zur Antwortvorgabe gehörige Feedback ausgegeben.
Beispiel 4: Angenommen, Ihre Frage lautet noch einmal: "Welche Farben hat die französische Flagge?"
Als Antwort 2 geben Sie folgenden regulären Ausdruck ein: "--.*blau.*/i". Als zugehöriges Feedback 2 geben Sie ein: "Die Farbe des Himmels fehlt!" und als Sprung 2 - "Diese Seite". Wenn die Teilnehmereingabe lautet "rot und weiß", dann wird Feedback 2 "Die Farbe des Himmels fehlt!" und dieselbe Lektionsseite noch einmal angezeigt.
Der Punkt "." steht für ein beliebiges Zeichen, und der Asterisk * bedeutet, dass das voranstehende Zeichen beliebig oft wiederholt vorkommen kann. Der Ausdruck in Antwort 2 bedeutet also: Prüfe, ob die Zeichenkette "blau" vor oder nach einer beliebigen Zeichenkette in der Teilnehmerantwort fehlt.
Achtung: Die Verwendung des Asterisk unterscheidet sich bei der einfachen Analyse und der erweiterten Analyse mittels regulärer Ausdrücke! In der einfachen Analyse steht der Asterisk für eine beliebige Zeichenkette!
Beispiel 5: Angenommen, Ihre Aufgabe lautet wieder: "Nennen Sie ein Tier mit vier Buchstaben, bei dem in der Mitte ein "au" steht!"
Als Antwort geben Sie an: "--[M|L]" mit dem zugehörigen Feedback "Ihre Antwort sollte mit L oder M beginnen!"
Falsche (nicht korrekte) Zeichen oder Wörter entdecken
Wenn Sie in der Teilnehmereingabe Zeichen oder Wörter entdecken wollen, die nicht vorkommen sollen (weil sie falsch sind), dann muss Ihre Antwortvorgabe mit einem doppelten Pluszeichen ++ beginnen, gefolgt von der entsprechenden Zeichenkette.
Beispiel 6: Angenommen, Ihre Frage lautet erneut: "Welche Farben hat die französische Flagge?"
- Antwort: "++(gelb|schwarz|orange|grün|rosa)/i"
- Teilnehmereingabe: "blau, orange und weiß"
- Feedback: "Eine oder mehrere Farben sind falsch!"
- Sprung: "Diese Seite"
Hinweis: Wenn eine dieser (falschen) Farben in der Teilnehmereingabe entdeckt wird, wird das zugehörige Feedback ausgegeben, und die falsche(n) Farbe(n) in der Teilnehmereingabe farblich markiert.
Beispiel 7: Angenommen, Ihre Aufgabe lautet noch einmal: "Nennen Sie ein Tier mit vier Buchstaben, bei dem in der Mitte ein "au" steht!"
- Antwort: "++Haus"
- Feedback: "Das Tier könnte zwar darin wohnen, aber ein Haus selbst kann nicht als Tier betrachtet werden!"
Sonderzeichen berücksichtigen
Wenn Sie in Ihren Antwortvorgaben ein Zeichen verwenden wollen, die in regulären Ausdrücken als Sonderzeichen spezielle Funktionen haben, dann müssen Sie dem Zeichen ein Backslash "\" voranstellen. Folgende Zeichen sind so zu behandeln: . ^ $ * ( ) [ ] + ? | Wenn Sie also z.B. folgende Antwort akzeptieren wollen: "Mein Computer kostet 1000$", dann müssen Sie in Ihrer Antwortvorgabe folgenden regulären Ausdruck angeben: "Mein Computer kostet 1000\$".
Reihenfolge der Antwortvorgaben
Der Analyseprozess vergleicht die Teilnehmereingabe nacheinander mit den einzelnen Antwortvorgaben des Trainers. Daher ist die Reihenfolge der Antwortvorgaben entscheidend! Achten Sie daher auf eine geeignete Kombination von Antwortvorgaben und deren Reihenfolge! Testen Sie Ihre Fragen vorab gründlich (z.B. in Übungslektionen, die Sie nicht bewerten).
Tipps und Tricks
Als Trainer sollten Sie einem Teilnehmer, der gar keine Ahnung von der richtigen Antwort hat, eine gewisse Hilfestellung geben. Das gilt allgemein für alle Fragetypen, aber insbesondere für Kurzantwort-Fragen und numerische Fragen. Eine Möglichkeit dabei ist es, den Teilnehmern hinreichend viele Versuche zu geben, die Lektion zu bearbeiten. Diese Höchstzahl der Versuche legen Sie in den Lektionseinstellungen fest - sie sollte höher sein als die "Frustrationsschwelle" der Teilnehmer. Eine andere Möglichkeit ist die Antwortvorgabe "*" als letzte in der Reihenfolge mit einem hilfreichen Tipp als Feedback.
Achtung: Die Höchstzahl der Versuche gilt nicht für Trainer, die eine Lektion im Vorschaumodus ansehen. Es ist möglich, dass man als Trainer in einer Endlosschleife landet oder als Teilnehmer nach Absolvieren aller möglichen Versuche auf eine andere Seite geführt wird.