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Tests effektiv durchführen

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Wie Sie sicher schon bemerkt haben, sind Tests in Moodle ein mächtiges Werkzeug, um den Wissenstand der Lernenden zu ermitteln und Lernerfolgskontrollen durchzuführen. Wenn Sie Tests effektiv in Ihrem Kurs einsetzen, können Sie die Effektivität Ihres Kurses insgesamt steigern und den Lernerfolg Ihrer Teilnehmer unterstützen. Auch wenn computer-gestützte Test mit automatisierter Bewertung eine andere Art der Leistungsüberprüfung darstellen als "freiere" Prüfungsformen, bieten Sie doch wertvolle Einblicke in die Denkweise der Lernenden, insbesondere dann, wenn Sie gute Strategien und ein bisschen Kreativität bei der Gestaltung der Tests einsetzen.

Test-Strategien

Natürlich erfordert es einen gewissen Aufwand und ein gewisses Maß an Erfahrung, wenn man Tests effektiv nutzen möchte. Der erste Punkt sind effektive Strategien zur Gestaltung von Testfragen. Wenn Sie "gute" Fragen stellen, erfahren Sie viel über den Wissensstand und den Grad des Verständnisses des Lernstoffs seitens der Lernenden. Ebenso gilt umgekehrt: Wenn Sie "schlechte" Fragen stellen, erfahren Sie wenig. Es gibt Berge von Literatur darüber, wie man Lernerfolgskontrollen effektiv gestaltet. Ich möchte hier nur die wichtigsten Ideen aufzeigen.

  1. Verbinden Sie jede Frage mit einem Lernziel des Kurses. Letztendlich möchten Sie wissen, ob Ihre Teilnehmer ein Lernziel erreicht haben - warum also nicht direkt fragen?
  2. Versuchen Sie, mehrere Fragen zu jedem wichtigen Thema des Kurses zu stellen. Dadurch gewinnen Sie mehr Anhaltspunkte über den Wissensstand und das Verständnis der Lernstoffs seitens der Lernenden.
  3. Wenn Sie Multiple-Choice-Fragen entwickeln, stellen Sie sicher, dass jede Falschantwort auf einem typischen Fehler oder Mißverständnis beruht. So können Sie die Gedankengänge der Lernenden besser analysieren und "einfaches Raten" vermeiden.
  4. Entwickeln Sie Fragen, die Ihre Teilnehmer zum Denken auf verschiedenen Ebenen anregen. Verwenden Sie eine Mischung aus "Merkfragen" zum einfachen Wissensabruf, Verständnisfragen, anwendungsorientierte Fragen und Analysefragen. Dann können Sie feststellen, wo Ihre Teilnehmer Probleme haben, z.B. ob Sie den Lernstoff wiedergeben, aber nicht anwenden können.
  5. Testen Sie Ihre Fragen. Wenn Sie eine Fragen-Datenbank aufgebaut haben, nutzen Sie die Ergebnisanalysemöglichkeiten von Moodle, um herazszufinden, welche Fragen nützlich sind und welche nicht. Wenn Sie neue Fragen erstellen, geben Sie ihnen zunächst weniger Punkte, um erst ihre Zuverlässigkeit zu testen.

Sobald Sie einige "gute" Fragen-Datenbanken entwickelt haben, nutzen Sie die Test-Berichte und Ergebnisanalysen, um den Leistungsstand Ihrer Teilnehmer zu kontrollieren. Moodle stellt wertvolle Werkzeuge zur Analyse der Ergebnisse bereit, um eine Vorstellung vom Wissens- und Kenntnisstand der Lernenden zu gewinnen.

Kreative Nutzung von Tests

Mit Moodle Tests ist es einfacher, bestimmte Arten der Lernerfolgskontrolle einzusetzen, als dies "mit Papier und Stift" möglich wäre. Viele Menschen verbinden mit Tests relative selten vorkommendee und mit hohem Einsatz verbundene Aktivitäten wie Zwischenprüfungen oder Jahresabschlussprüfungen. Bessere Strategien verwenden Tests als häufige, mit relative wenig Aufwand verbundene Kontrollen, die es sowohl Lehrenden als auch Lernenden in regelmäßigen Abständen ermöglichen, den Wissens- und Kenntnisstand zu überprüfen.

Die Nutzung einer Reihe von Mini-Tests gibt Ihnen ein flexibles System, den Leistungsstand zu messen und die Teilnehmer im Kurs aktiv und engagiert zu halten. Im folgenden finden Sie einige Vorschläge für solche kleinen Tests, die Teil einer umfangreicheren Strategier zur Lernerfolgskontrolle sein können.

Leseverständnis-Tests

Es ist eine der schwierigsten Motivationsaufgaben im Bildungsbereich, die Lernenden anzuhalten, Leseaufgaben vollständig zu absolvieren. Das Lesen ist die Grundvoraussetzung für das Verstehen des Lernstoffs und in den allermeisten Fällen fundamental wichtig für den Lernerfolg. Das Hauptproblem für die meisten Lernenden besteht darin, dass es beim Lesen keine unmittelbare Belohnung oder Bestrafung wegen Aufschiebens gibt. Wenn Sie z.B. das Material nicht gelesen haben, auf dessen Grundlage eine Diskussion geführt werden soll, können Sie sich still verhalten oder improvisieren, indem Sie während der Diskussion das Material durchblättern bzw. überfliegen. Oder z.B. im Fall einer Vorlesung ist es häufig nicht nötig zu lesen, da der Lehrende ohnehin das Meiste im Vortrag präsentiert.

Wenn Sie jedoch für jede Leseaufgabe einen Mini-Test kreieren, lösen Sie gleich mehrere Probleme. Erstens motivieren Sie Ihre Teilnehmer zum Lesen, damit Sie den test überhaupt durchführen können. Zweitens erhalten die Teilnehmer ein Rückmeldung darüber, inwieweit sie das Gelesene verstanden haben. Drittens liefert Ihnen das Ergebnis des Test Anhaltspunkte darüber, wo es Verständnisprobleme gab und was bereits gut verstanden wurde, so dass Sie in der nächsten Stunde entsprechend darauf reagieren können.

Für solch eine Mini-Test zu Leseaufgaben empfehle ich einen zeitbegrenzten Test, bei dem nur ein Versuch erlaubt ist. Da es sich um eine für den Teilnehmer mit wenig Aufwand verbundene Aktivität zur Selbstkontrolle handelt, würde ich auch bei Feedback geben und die richtige Antwort anzeigen. Wenn Sie befürchten, dass die Lernenden die Lösungen austauschen, mischen Sie Fragen und Antworten und/oder verwenden Sie Zufallsfragen. Als zusätzliche Aufgabe können Sie die Teilnehmer auffordern, zu einer Testfrage, die sie falsch beantwortet haben, eine Frage zu formulieren und in die nächste Stunde einzubringen.

Test-Praxis

Der Schlüssel zu einer effektiven Test-Praxis ist eine realistische Übungsumgebung. Viele Lernende machen sich Sorgen wegen Online-Tests, weil sie nicht wissen, was sie erwartet. Welche Fragetypen werden verwendet? Wie detailliert werden die Fragen sein? Was sollen sie lernen?

Sie können diese Sorgen abmildern, indem Sie Übungstests anbieten. In solchen Übungstests können Sie alte Fragen aus früheren Prüfungstests verwenden, die den eigentlichen Prüfungsfragen ähneln. Wenn Sie alte Prüfungstests für Übungszwecke nutzen, werden Sie außerdem gezwungen, sich immer wieder neue Fragen auszudenken und so schrittweise eine große Fragen-Datenbank aufzubauen, aus der Sie schöpfen können. Außerdem ist die Gefahr groß, dass unter den Teilnehmern Ihre alten Testfragen kursieren, so dass Sie diese ohnehin nicht in der Prüfung verwenden sollten.

In einem Übungstest empfehle ich die Verwendung der Prüfungsfragen vom letzten Jahr, in zufälliger Reihenfolge und gemischten Antworten, ohne Bewertung. Außerdem würde ich beliebig viele Versuche zulassen, so dass die Teilnehmer so lange üben können, wie sie möchten. Ich würde Feedback anzeigen, aber nicht die richtigen Antworten - dann ist der Test eine größere Herausforderung.

Sammlung von Daten

Als Experte wissen Sie viel über Ihr Fachgebiet. Ihre Herausforderung als Lehrender besteht darin, Ihr Wissen den Lernenden zu vermitteln, die normalerweise nicht über Ihre Erfahrungen verfügen. Ein Beispieloder ein Vortrag, den Sie brilliant finden, kann für Ihre Lernenden völlig unverständlich sein. Oft ist es schwierig herauszufinden, was Ihre Lernenden wirklich verstanden haben und was nicht.

Ein Test zur Sammlung von Daten ist ähnlich wie ein Leseverständnis-Test, aber er findet nach einer Präsenzstunde oder einem Vortrag statt. Der Zweck eines solchen Tests ist, ein schnelles Feedback zum Grad des Verständnisses der Stunde bzw. des Vortrags zu bekommen. Was haben die Teilnehmer aus dem eben Gehörten wirklich verstanden? An welcher Stelle muss noch einmal nachgearbeitet werden? Häufig fällt es schwer abzuschätzen, was die Lernenden wirklich schwer finden und was so leicht ist, dass es sie langweilt.

Ein Test zur Sammlung von solchen Informationen im Anschluss an eine Präsenzstunde wird wie folgt konfiguriert: Er findet ein bis zwei Tage vor der nächsten Stunde statt und ist zeitbegrenzt. Es wird nur ein Versuch erlaubt. Außerdem werden das Feedback und die richtigen Antworten angezeigt.

Sicherheit und Schummeln bei Tests

Natürlich bieten Online-Tests neue Möglichkeiten zu schummeln. Die meisten Online-Tests sind zur Durchführung zu Hause gedacht, zumindest aber außerhalb der Präsenzstunde. So können Teilnehmer die Fragen herunterladen und ausdrucken. Sie können die Tests gemeinsam bearbeiten oder ihre Unterlagen verwenden.

Zum Glück können Sie vielen dieser Möglichkeiten entgegenwirken, und so erreichen, dass sie mehr Arbeit machen als Nutzen bringen. Im folgenden werden einige Gegenmaßnahmen für die am häufigsten vorkommenden Schummeleien vorgestellt.

Ausdrucken und Verteilen von Testfragen

Wenn Sie bei Ihren Tests das Feedback und die richtigen Antworten anzeigen lassen, dann können die Teilnehmer diese Seiten ausdrucken und untereinander verteilen. Oder sie können die Testfragen selbst ausdrucken. Um dieses Verhalten zu vermeiden, sollten Sie die Fragen und Antworten mischen. Dann sind die Ausdrucke weniger hilfreich. Eine andere effektive Strategie ist das Anlegen von großen Fragen-Datenbanken und das Verwenden von Zufallsfragen. Dann können die Teilnehmer nur wenige Fragen auf einmal ausdrucken, sie müssen den Test ständig wiederholen, um nach und nach möglichst viele verschiedene Fragen zu sehen, und sie müssen die mehrfach auftretenden Fragen eliminieren.

Stellen Sie sich vor, es gibt Ausdrucke von all Ihren Testfragen. Viele Lehrende wissen nicht, dass solche Kopien Ihrer alten Tests kursieren. Und Online-Tests bieten eine weitere Möglichkeit, an solche Kopien heranzukommen. Ich kenne einen Professor, der über 1100 Fragen in seiner Datenbank hatte. Am Ende des Semsters konfiszierte er einen Ausdruck von einem Studenten. Dieser Ausdruck enthielt alle Fragen mit den richtigen Antworten, und das Ganze war fein säuberlich formatiert und nach Themen sortiert. Wir entschieden, dass jemand, der versucht, diese 1100 Fragen auswendig zu lernen, um dann eine kleine Teilmenge zufällig ausgewählter Fragen im Test korrekt beantworten zu können, auf jeden Fall mehr gelernt hat, als jemand, der nur "einfach so" studiert hat. Natürlich haben wir trotzdem zeitbegrenzte Tests und weitere Strategien verwendet, um die Nutzung von Unterlagen als Nachschlagewerk zu minimieren.

Verwendung von Unterlagen

Bei Online-Tests werden die Teilnehmer häufig ihre Unterlagen nutzen, um die Testfragen zu beantworten. Bei einem Leseverständnis-Test wollen Sie genau dies erreichen. In anderen Situationen müssen Sie sich Test-Strategien ausdenken, bei denen die Unterlagen wenig hilfreich sind. Zeitbegrenzte Tests sind dabei ein effektives Mittel der Wahl. Bei einem solchen Test haben die Teilnehmer nur eine begrenzte Zeit zur Verfügung: Wenn Sie also die Anzahl der Fragen groß genug und die verfügbare Zeit knapp genug wählen, dann schaffen es die Teilnehmer nicht, in den Unterlagen nachzuschlagen. Ich gebe als Faustregel 30 Sekunden pro Multiple-Choice-Frage. Wenn ein Teilnehmer schneller ist und dafür Zeit übrig hat, um die eine oder andere Frage nachzuschlagen, dann geht das in Ordnung.

Eine andere Strategie ist das Stellen von anwendungsorientierten Fragen, bei denen die Teilnehmer ihr Wissen in einer neuen Situation anwenden müssen. Synthese- oder Anwendungsfragen können nicht nachgeschlagen werden. Stattdessen müssen die Teilnehmer den Stoff verstehen und das erworbene Wissen kreativ anwenden, um diese Fragen zu beantworten. Selbst wenn sie also Zeit haben, noch einmal nachzulesen, müssen sie dennoch verstanden haben, was sie gelesen haben, um die Fragen erfolgreich zu beantworten.

Mit anderen zusammenarbeiten

Wenn Ihre Teilnehmer sich auf demselben Campus befinden, dann könnten sie sich zusammen schließen und den Test gemeinsam absolvieren. Diese Strategie können Sie dadurch vereiteln, dass Sie Fragen und Antworten mischen bzw. Zufallsfragen nutzen. Wenn mein Bildschirm anders aussieht als deiner, ist es schwieriger, gemeinsam alle Fragen zu beantworten. Zusätzlich können Sie als Trainer eine Zeitbegrenzung für den Test verwenden. Auch dann wird es schwerer, verschiedene Fragen in der Kürze der Zeit zu beantworten.

Jemand anderes absolviert den Test

Ein altes Sprichwort sagt: "Geh ins Internet, und niemand weiß, dass du ein Hund bist." So weiß man auch nicht, welche Person tatsächlich einen Test absolviert. Manchmal bezahlen Teilnehmer andere, damit diese für sie den Test durchführen. Es gibt es folgende Möglichkeiten, dem zu begegnen. Sie können gelegentlich Tests unter Aufsicht durchführen, bei denen die Teilnehmer sich ausweisen müssen. Wenn jemand die Online-Tests nicht selbst durchgeführt hat, wird er vermutlich bei den Präsenz-Tests schlecht abschneiden. Um zu verhindern, dass Kursteilnehmersich gegenseitig helfen, können Sie die Zeitspanne, in der der Test verfügbar ist, sehr kurz halten, z.B. nur 2-4 Stunden. Wenn die Testfragen hinreichend gut gemischt oder zufällig ausgewählt sind, dann wird es schwierig, den Test in der kurzen Zeit zweimal durchzuführen. Ein Kursteilnehmer wird zunächst bemüht sein, selbst ein gutes Resultat zu erzielen, bevor er den Test für jemand anderes noch einmal absolviert.

Offensichtlich gibt es viele Strategien zu schummeln, und es ist naiv zu glauben, dass es niemand tut. Dennoch wird die Mehrheit der Lernenden bestrebt sein, durch eigene Leistung erfolgreich zu sein. Die Anonymität einer Online-Umgebung kann neue Wege auch für Schummler eröffnen, aber im Grunde ist es kein großer Unterschied zu Präsenz-Prüfungsumgebungen. Einige wenige werden große Anstrengungen unternehmen, um erfolgreich zu schummeln, aber die Mehrheit wird ehrlich sein, solange es nicht zu einfach ist zu mogeln. Einige wenige Maßnahmen (s.o.) helfen, diese "einfachen Schummeleien" zu unterbinden, und die klassischen Strategien helfen bei den anderen Fällen.